Wie schon oft hieß es für unsere erste Bergungsgruppe am Samstag, dem 25. August, bereits um 05:30 Uhr morgens: Frühstück! Hintergrund des zeitigen Starts in den Tag war die für das Wochenende geplante Regionalbereichsübung für die Bergungsgruppen der Regionalstelle Chemnitz. Noch ohne konkreten Einsatzauftrag, die Spannung sollte bis zuletzt erhalten bleiben, ging es für die acht Helfer wenig später nach Chemnitz. Im Bereitstellungsraum stellte sich heraus, dass im Rahmen der Übung durch unsere Bergungsgruppe verschiedene, kleinere Einsatzaufträge abgearbeitet werden sollten. Die bereits hochmotivierten Helfer mussten auf den ersten Einsatz nicht lang warten, denn die Alarmierung zu diesem ging über Funk schon um 07:45 Uhr beim Gruppenführer ein.
#1: Rettung einer eingeklemmten Person aus zusammengestürztem Holzpolter
Definitiv einen miesen Start in den Tag erwischte dieser Forstarbeiter: Ein instabiler Stapel von vier Meter langen Rundhölzern stürzte in sich zusammen und begrub den Mann unter sich. Sein rechter Arm war nicht nur gebrochen, sondern auch zwischen zwei Stämmen eingeklemmt. Aufgaben an dieser Stelle für die Einsatzkräfte waren die Sicherung der Hölzer und die Befreiung der verletzten Person. Die Freiberger Helfer überlegten nicht lang, schließlich machte der Arbeiter lautstark auf seine missliche Lage und damit verbundene Schmerzen aufmerksam. Nach Sicherung der Stämme mittels Spanngurten und Beräumung einiger Hölzer per Hand kam zur Befreiung die Brechstange zum Einsatz. Mit vorsichtigem Umlagern der Person in den Schleifkorb und Transport zum Rettungswagen konnten die Helfer den Einsatz schon nach circa 20 Minuten beenden. Trotz des unerwartet schnellen Einsatzendes ließ die direkt folgende nächste Alarmierung im Anschluss keine Verschnaufpause zu.
#2: Rettung eingeschlossener Personen aus einsturzgefährdetem Haus
Im Chemnitzer Westen scheint es noch unbekannten, nicht gesicherten Altbergbau zu geben. Das mussten jedenfalls eine Mutter und ihr Kind feststellen, deren Haus aufgrund eines verbrochenen Stollens teilweise zusammenstürzte. Um die Rettung nicht zu verzögern, fuhr die Freiberger Bergungsgruppe die Einsatzstelle unter Nutzung von Sonder- und Wegerechten an. Dort mussten die Helfer feststellen, dass alle Zugänge in das alte Gemäuer versperrt waren. Schnell stellte sich heraus, dass sich die einfachste Möglichkeit eines Zugangs durch ein offenes Fenster und einen Durchbruch durch die folgende Ziegelwand ergab. Die erste Bohrung durch die Mauer ermöglichte bereits den Kontakt zur eingeschlossenen Frau; auch ihr Kind zeigte sich durch sein Geschrei lebendig. Mittels elektrischem Aufbruchhammer konnte dann zügig ein Durchbruch erzeugt werden, welcher ausreichend groß für die Rettung beider Personen war. Während der Säugling auf den Händen der Helfer seinen Weg in die Freiheit fand, kam für die Mutter wiederum die Schleifkorbtrage zum Einsatz. Dieser Einsatz nahm insgesamt etwas mehr als eine Stunde in Anspruch. Nach einer kurzen Auswertung konnte sich die Gruppe bereits auf den Weg zur nächsten Einsatzstelle begeben.
#3: Bergung eines KFZ aus Baugrube
Ausgerechnet in einem Steinbruch ließ ein KFZ-Fahrer seinem Spieltrieb freien Lauf. Offenbar verlor er dort die Kontrolle über sein Fahrzeug und fuhr es direkt in eine kleine Baugrube. Die schnelleren Kollegen der Feuerwehr retteten bereits den Fahrer und fingen austretende Flüssigkeiten auf, unseren Helfer blieb als Auftrag die Bergung des Fahrzeugs. Nachdem das KFZ gegen weiteres Abrutschen gesichert war, bot sich das Fahrwerk der Hinterachse als Befestigungspunkt für die Anschlagkette an. Als Zugmittel kam die Fünftonnenwinde des GKW zum Einsatz, wobei der erste Bergungsversuch am zu instabilen Festpunkt der Umlenkrolle scheiterte. Nach Umparken des Einsatzfahrzeugs zum direkten Ziehen des verunglückten PKW zeigte sich die Bergung jedoch als leichte Übung. Im Anschluss an diesen Einsatz durfte unsere Bergungsgruppe zur verdienten Mittagspause zum Chemnitzer Sportforum verlegen.
#4: Menschenrettung aus Graben
Nach einer entspannten Pause wurde es direkt wieder stressig: Im Chemnitzer Stadtteil Rabenstein turnte ein Jugendlicher auf dem Geländer einer Brücke über einer Bahnstrecke herum. Er stürzte in die Tiefe und brach sich so beide Beine, was zufällig von einer vorbeifahrenden Rettungswagenbesatzung beobachtet wurde. Da der tiefe Graben eine aufwendige Rettung bedingt, wurden die Freiberger Helfer alarmiert. An der Einsatzstelle stellte sich als erste Herausforderung die Regelung des vorbeifließenden Verkehrs heraus. Mit Absturzsicherung und Schleifkorbtrage ausgestattet übernahmen vier Helfer gemeinsam mit dem Rettungssanitäter die Versorgung und Umlagerung des Verletzten. Der Rest bereitete währenddessen schon eine Sicherheitsleine mit Umlenkrolle vor, welche zum Heraufziehen des Schleifkorbs dienen sollte. Dieser Plan ging im Anschluss voll auf, der verunglückte Mann lobte im Nachgang sogar den gleichmäßigen und schonenden Transport nach oben. Die Rettung konnte nach circa einer halben Stunde abgeschlossen werden. Nach der obligatorischen Auswertung meldete sich die Übungsleitung jedoch schon mit dem nächsten Einsatzauftrag.
#5: Bergung eines toten Fallschirmspringers
Erst drei Tage nach dem Verschwinden eines Fallschirmspringers wurde dieser auf einem stillgelegten Bahngelände tot aufgefunden. Die dort eingesetzten Polizisten forderten unsere Helfer zur Bergung des hoch im Baum hängenden Leichnams an. Um die weiteren Ermittlungen nicht zu erschweren, galt es den Körper möglichst schonend auf den Boden zu bringen. Dazu bot sich das schon bereitstehende Einsatzgerüstsystem an, mit dem eine Plattform in drei Metern Höhe hergestellt werden konnte. Auf einer aus Steckleiterteilen gebauten schrägen Ebene konnte der Leichnam im Schleifkorb nach unten befördert werden. Nach Übergabe an die Polizei und Rückbau des Gerüsts hieß es für die Freiberger, zur Unterkunft in den Feierabend überzugehen.
Als Nachtlager diente eine Turnhalle in Flöha, wo am Abend auch gegrillt und gemeinschaftlich gegessen wurde. Schon am Samstagabend machte das Gerücht die Runde, dass die Nachtruhe von nicht allzu langer Dauer sein sollte.
#6: Sandsackverbau „Quellkade“
So kam es dann auch, schon morgens um 05:30 Uhr wurden alle durch die Übungsleitung geweckt: Über Nacht hätte es starke Niederschläge gegeben, weswegen nun auf dem Gelände des Ortsverbandes Chemnitz ein Sandsackverbau errichtet werden sollte. Eine Quellkade sollte hier das Durchdringen eines Dammes verhindern. Hier konnten nun alle Gruppen gemeinsam anpacken, so dass schon um 07:30 Uhr 800 Sandsäcke gefüllt und die Quellkade errichtet war. Erst im Anschluss durften alle Helfer in Flöha ihr Frühstück genießen.
Am Sonntagvormittag fand die Übung dann im Rahmen einer ausführlichen Auswertung ihren Abschluss. Hier bekamen die Organisatoren vor allem positives Feedback, welches wir an dieser Stelle nochmals unterstreichen wollen. Vielen Dank an die Regionalstelle für die umfangreiche Vorbereitung, die gute Organisation und die außerordentliche Kreativität bei der Auswahl der Einsatzszenarien!
Text: Leonhard Herrmann, Foto: Tommy Leuschner, Blanka Sperner